Nachdem sich der langjährige
Cupveranstalter, der Radclub Schnecke, zurückgezogen hatte, sprang
Bernhard Kohl in die Bresche. Nun, die Meinungen dazu sind in der
Radszene unterschiedlich. Während die einen Bernie auf Grund seiner
Dopingvergangenheit mit einem ewigen Bann belegt sehen wollen, sehen
die anderen das positiv. Also ich gehöre zu den Zweiten. Ich sehe
das als „tätige Reue“ von Bernie, womit er dem Radsport etwas
zurück geben kann. Klar, natürlich soll Werbung für sein
Radgeschäft gemacht werden, aber was ist daran verwerflich? Das ist
nun mal der Sinn eines Sponsorings. Während andere in seiner
Situation in der Anonymität verschwinden, hat sich Kohl ein neues
Leben aufgebaut, soll man ihn deswegen ewig verteufeln?
Bei mir lief es aus verschiedenen
Gründen in letzter Zeit nicht besonders rund. Zwar konnte ich auf
Grund des guten Herbstwetters „meine“ Kilometer trainieren, aber
besonders ambitioniert in Bezug auf die Cross-Saison war ich nicht.
Vorige Woche durfte ich dankenswerter Weise beim letzten Lauf der
Klubmeisterschaft des Radclubs Wienenergie Röhsler teilnehmen,
welcher in Form eines Crosses in Hornstein durchgeführt wurde. Ich
hatte vor, dies wirklich als lockeres Training zu sehen und so kam
es, dass wir vormittags mit Freunden Brunchten. Dabei hatte ich
ziemlich über die Stränge geschlagen und so waren die Aufwärmrunden
und die erste Rennhälfte eine wahre Qual für mich. Als ob ich einen
riesigen Stein im Magen gehabt hätte! Die zweite Hälfte hatte ich
dann halbwegs verdaut, doch dann ereilte mich ein Reifenschaden zu
Beginn der letzten Runde.
Aus all dem folgerte ich: „Ich bin
überhaupt nicht in Form!“ So nützte ich den gestrigen Samstag für
ein dreistündiges Ausdauertraining über 83 Kilometer auf der
Straße. Das Quer am Sonntag sah ich als reine Standortbestimmung,
ich wollte einfach keinen Trainingstag verlieren.
Erstens kommt es anders, zweitens als
man denkt: Der befürchtete Stau auf der neuen Tangentenbaustelle
blieb zwar aus, dafür ereilte mich dieser und dutzende Kollegen bei
der Startnummernausgabe: Satte 50 Minuten, davon 35 Minuten im Freien
und 15 in der Rauch geschwängerten Sportplatzkantine... . Das ist
mir in 42 Jahren Radsport noch nie passiert!
Aber das war auch schon der einzige
Misston der Kohl-Quercup-Premiere. Besonders zu erwähnen: Die Chipzeitnehmung, die endlich ordentliche Ergebnisse garantiert, ich meine, das hat sich jeder Starter, der eine Stunde die Donauinsel umackert, verdient.Leider kam ich trotz verschobener Startzeit nur mehr zu knapp 1 ½ Besichtigungsrunden. Überhaupt waren es die ersten Runden heuer mit dem NOX-Crosser. Der passt aber einfach perfekt, ich merkte gar nicht, dass ich über ein halbes Jahr damit nicht mehr unterwegs war.
Das Team um Raphael Loidolt hatte aber ganze Arbeit geleistet und einen perfekten „Herbstkurs“ ausgesteckt. Geländemäßig nicht zu anspruchsvoll, dafür mit ein paar technisch schwierigen Passagen, aber auch mit schönen langen Fahrstrecken. Die technischen Abschnitte waren recht griffig, also alles in allem „meine“ Verhältnisse.
Gleich nach dem Start kam ich, wie das
Gros des Feldes, bei den ersten Hürden in den zweiten Stau des
Tages. Ich ließ das Geschehen aber gelassen über mich ergehen und
dann ging das Rennen eigentlich erst richtig los für mich.
Ich merkte aber gleich, dass ich auf
den Fahrstücken mächtig Druck geben konnte und so machte ich vor
allem da Platz um Platz gut. Es begann richtig Spaß zu machen –
auch die Überrundungsmanöver meisterte ich in Ruhe, aber mit
Konsequenz. Die einzige Unkonzentriertheit bezahlte ich mit einem Ausrutscher in der Kurve nach den Hürden. Ich wollte Wolfi Habart wegen seines neu erworbenen - im Übrigen supercoolen - Koga Beach-Crossers necken und kam prompt zu Fall :). Aber auch ein bissl Spaß muss sein. Dank außerdem an meinen Fanclub in dieser Kurve, der mich immer lautstark anfeuerte!
Nach drei Viertel der Renndistanz begann mich zwar mein Kreuz zu quälen, aber ich brachte das Rennen noch gut ins Ziel. Nur von den ersten drei Fahrern, Sieger Fuchs, Mick und Hauer musste ich einen Rundenverlust in Kauf nehmen.
Nach drei Viertel der Renndistanz begann mich zwar mein Kreuz zu quälen, aber ich brachte das Rennen noch gut ins Ziel. Nur von den ersten drei Fahrern, Sieger Fuchs, Mick und Hauer musste ich einen Rundenverlust in Kauf nehmen.
Resumee: Ein gelungener Saisonauftakt
für mich – tja erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Da schmeckten die Surschnitzerln, die mich zu Hause erwarteten, gleich doppelt so gut!
Michael Schenk, 17.11.2014
Michael Schenk, 17.11.2014